ISOLDE

Opernperformance im öffentlichen Raum von Mathis Nitschke

Mit: Martina Koppelstetter (Isolde), Klaus-Peter Werani (Bratschist), Thomas Jonigk (Libretto), Katharina Dobner (Kostüm)

Uraufführung 8. bis 12. Juli 2019, Kunsthalle München

Die Fußgängerzone vor der Kunsthalle München: Dort taucht eine Obdachlose auf, inmitten lustvoll shoppender, gut gekleideter Menschen. In der Hoffnungslosigkeit ihrer Existenz verklärt sie alles Gewöhnliche zu Kunst. Geräusche aus ihrer Erinnerung fügen sich ein in eine Orchestrierung des urbanen Klangraums. Alles, was sie hört, wird zu einem weltumfassenden Gesang, in dem sie wie Wagners Isolde Erlösung durch Tod und Wiederauferstehung in der Liebe findet.

Ähnlich wie schon bei Viola und Katharina sitzt das Publikum nach Kassenschluss im Eingangsbereich der Kunsthalle, mit Blick durch die Glasscheiben auf die Fußgängerzone. Mithilfe von Körperschallwandlern werden die Fenster zur klingenden Membran, die das Innen mit dem Außen verbindet.

Die Musik basiert auf Motiven und Ausschnitten aus Werken von Richard Wagner (Liebestod, Im Treibhaus). Zusätzlich erklingt „Volte-Face“ für Bratsche solo von Georges Aperghis, mit freundlicher Genehmigung des Komponisten.

Im Rahmen von FREQUENZEN – Akustische Dimensionen der Stadt: www.muenchen.de/frequenzen

Mit freundlicher Unterstützung von:

Resonanz

Blog: „Ein Moment Lebenskunst“

Romantisierung und Sezierung unserer Wirklichkeit: „…es wird uns gleichzeitig auch vor Augen geführt, dass wir die Kehrseite des Wohlstandes, Armut, Einsamkeit, soziale Ungleichheit, gerade in München, allzu oft nicht sehen (wollen), uns mit Panzerglas umgeben ‚um nicht kaputt zu gehen‘, wie eine Passantin bemerkte.“ Elsa Büsing zu ISOLDE in meinem Blog

Presse

„Schon dass man einfach hier sitzt, ist eine Sensation.“ Egbert Tholl in der SZ

„Wer ganz zwanglos die Furcht vor dem Begriff und der Form der Performance verlieren will, sollte sich „Isolde“ aussetzen.“ Robert Braunmüller in der AZ

Zuschauerreaktionen:

„Es war ein total seltsames Gefühl, im Schaufenster zu sitzen und einer Obdachlosen zu zuschauen – wirklich traurig. Vor allem aber das Gefühl, wenn Passanten realisiert haben, wir schauen einer Obdachlosen zu, das war wirklich strange! Was die wohl gedacht haben?! “

„ISOLDE hat mich persönlich sehr ergriffen und tief bewegt. Fragen sind in mir aufgekommen, die mich noch einige Tage beschäftigt haben. Ich danke Ihnen dafür.“

 

Vorgeschichte

Wenn Isolde vor der Münchner Kunsthalle erscheint, dann ist das eine Situation für sich. Man kann sie aber auch als Entwicklung aus den vorausgegangenen Stücken „Viola“ und „Katharina“ sehen:

„Ist das jetzt Innen oder Außen? Ist heute noch gestern?“, fragte Viola auf dem Pasinger Bahnhofplatz, eine offenbar traurige und desorientierte Frau. Sie schien unter Schock zu stehen, den Bezug zu Zeit und Raum verloren zu haben. „Viola“ wurde 2015 im Rahmen des „Pasing by“ Kunstfestivals in der Bahnhofapotheke Pasing uraufgeführt. „Seine einfache, aber mutige Konzeption war bemerkenswert effektiv und verwischte die Grenzen zwischen Publikum und Darsteller mit provokativer Wirkung.“, schrieb The Scotsman über das Gastspiel in Glasgow in 2017.

Einige Ausschnitte aus „Viola“:

 

An der Münchner Freiheit saß Katharina zum ersten Mal auf der Straße, inmitten laut grölender betrunkener Touristen, lachender Schulklassen und permanent um sie herum kreisenden Tram­bahnen und Bussen. Über diesem permanent hohen Stresspegel der Leopoldstraße kämpfte sie gegen das Vergessenwerden an und entwickelte darüber extreme, gehässige Energien. Als „grandios-verstörende Vorstellung“ beschrieb die Süddeutsche Zeitung die Uraufführung in 2016.

Einige Ausschnitte aus „Katharina“: