Für die neue Inszenierung von Cabaret in der Regie von Claus Guth am Residenztheater München war ich für die Soundkompositionen verantwortlich. Claus Guth nähert sich dem Musical aus einer psychologischen Perspektive: jenseits gängiger Musical-Klischees, aber ohne dessen Qualitäten aufzugeben.

Meine Arbeit lag in den Phasen zwischen den Songs. In den Übergängen, Pausen und Momenten ohne Musik entsteht ein Klangraum, der die einzelnen Nummern miteinander verbindet. Claus Guth bezeichnet diese Ebene als „geführte Stille“ – eine Spannung, die das Ohr wach hält und das nächste Lied vorbereitet, ohne selbst Musik zu werden.

Die Inszenierung ist in einem einfachen Hotel in einer amerikanischen Stadt der 1980er Jahre verortet. Entsprechend gibt es eine naturalistische Klangschicht: die Stadt draußen, das Gebäude selbst, tropfende Leitungen, entfernte Geräusche. Parallel dazu läuft fast immer eine musikalische Spur – gehaltene Akkorde, einzelne Töne, minimale Spannungen. Musik, die keine Musik sein will, aber trotzdem trägt.

Diese Arbeit bewegt sich konstant zwischen Musik und Nicht-Musik, zwischen Atmosphäre und Struktur. Was auf der Bühne sehr subtil wirkt, ist in der Umsetzung erstaunlich kleinteilig. Leise heißt nicht automatisch einfach. Und genau dieses präzise Arbeiten im Hintergrund war meine Aufgabe für diesen Abend.

Fotos: Monika Rittershaus

Cabaret

Musical von Joe Masteroff (Buch), John Kander (Musik) und Fred Ebb (Gesangstexte) nach dem Stück «Ich bin eine Kamera» von John van Druten und Erzählungen von Christopher Isherwood

Premiere am 12.12.2025, Residenztheater München

Info: https://www.residenztheater.de/stuecke/detail/cabaret

Inszenierung: Claus Guth
Musikalische Leitung: Stephen Delaney
Musikalische Co-Leitung: Philip Tillotson
Bühne: Étienne Pluss
Kostüme: Bianca Deigner
Soundkomposition: Mathis Nitschke
Licht: Gerrit Jurda
Choreografie: Sommer Ulrickson
Dramaturgie: Yvonne Gebauer, Almut Wagner