29
Okt 22
„Wenn wir einander ausreichend gequält haben“ (Martin Crimp) am Schauspiel Köln
Über die gestrige Premiere schreibt Die deutsche Bühne: „Mit moderat eingesetzten Lichtstimmungen (Licht: Michael Gööck) und Soundteppichen (Mathis Nitschke) entstehen hier Bilder und Szenen, die an schön-beklemmende Atmosphären in Filmen von David Lynch erinnern. Während die Frau ins Hochzeitskleid gezwängt wird, erzählt sie von einem gewaltvollen Traum von Flucht und einem Gewaltakt gegen ein Tier. Thomas Jonigks überzeugende deutschsprachige Erstaufführungsinszenierung erschafft insgesamt die Welt eines Alptraums, in dem nichts eindeutig ist und doch schmerzhafte Themen packend durchgespielt werden.“
Besuchen Sie die Vorstellungen am Schauspiel Köln!
17
Okt 22
Hopium Machina Vision auf der Pariser Mondial d’Auto 2022
Für dieses wasserstoffbetriebene High-End-Fahrzeug entwickelte ich ein informationsgesteuertes Soundkonzept für die Benutzeroberfläche und eine immersive Soundinstallation für den Messestand auf der Pariser Mondial d’Auto 2022, wo die Enthüllung dieses innovativen Fahrzeugs für großes Aufsehen sorgte.
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25
Jul 22
Vortrag/Workshop „Wie finden wir eine gemeinsame Sprache?“
Auf Einladung der Koordinierungsstelle Freie Kunst-Szene des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst zu einem Workshop über das Thema Interdisziplinäres Arbeiten zwischen Kunst, Forschung und Wissenschaft sprach ich über meine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den verschiedensten Genres:
2
Jul 22
Der bisher prominenteste Betatester der Planeten App
Als letztes Wochenende der Dirigent Krzysztof Urbański bei den Münchner Philharmonikern zu Gast war (das erste Mal seit seinem Dirigat der in meiner App verwendeten Konzertaufnahme der “Planeten” (Gustav Holst) im Februar 2020), durfte ich ihm die Planeten App zeigen.
Was soll ich sagen. Er war tief beeindruckt und hat sich so viel Zeit genommen, dass er fast den Beginn seines darauffolgenden Konzerts verpasst hätte. Aber das Orchester fängt ja nicht ohne ihn an.
Die Intimität des Klangs aus dem Inneren des Orchesters heraus und die Möglichkeit, sich im Orchesterklang zu bewegen, waren für ihn eine ganz neue, aufregende Erfahrungen.
Auch der Intendant der Münchner Philharmoniker, Paul Müller, war bei dem Termin dabei und zeigte sich überrascht und beeindruckt, wie stark ihn das Erlebnis nach der anfänglichen Technikpanik in den Bann gezogen hat.
Für mich war die Begegnung eine sehr wichtige Bestätigung meiner These, dass man Smartphones und Kopfhörer dazu nutzen kann, wertvolle neuartige Musikerlebnisse aufzuschließen. Tatsächlich erlebt man hier ein komplettes symphonisches Werk in seinem “abendfüllenden” Bogen. Eine Weltpremiere in einer technikbegeisterten Szene, die bisher kaum über zwar interessante und neugierig machende, aber kurze Häppchen hinauskommt.
Warum schrieb ich nun oben, dass Urbański der bisher prominenteste Betatester war? Weil seit dem gestern veröffentlichten Update Die Planeten nicht nur mit deutscher Erzählung sondern auch in englischer Sprache zu erleben sind. Beide Sprachversion wurden vom großartigen Kölner Schauspieler Stefko Hanushevsky eingesprochen.
Zusätzlich zur weiteren Sprache sind noch deutlich mehr Orte hinzugekommen, in denen Die Planeten erlebt werden können, in Deutschland neben München z.B. in Berlin, Augsburg, Ingolstadt, Nürnberg, Köln oder Hamburg. International findet man nun Lokalisierungen z.B. in London, Amsterdam, New York, San Francisco und viele weitere.
Schauen Sie doch auf die Karte auf der Projektwebseite, dort sind alle aktuellen Orte eingetragen. Und der Plan ist, dass noch viele hinzukommen. Geben Sie gerne bescheid, wenn Sie eine Lokalisierung in Ihrer Nähe vermissen!
1
Jun 22
Warum digitale Musikvermittlung eine gute Idee ist
Rita Argauer schreibt heute aus Anlass der „Planeten“ App auf br-klassik.de:
„Bleibt die Frage: Kann eine App das Konzerterlebnis ersetzen? Wohl nicht. Klassik klingt live immer noch am allerbesten. Das wird sich wohl auch so bald nicht ändern. Doch aus einem Vermittlungsgedanken heraus gedacht: Eine solche Art der musikästhetischen Erfahrung ist viel wert. Denn hier wird Klassik nicht trocken oder edukativ erklärt. In der „Planeten“-App wird Musik niederschwellig, gut klingend und auf technisch faszinierende und ebenso spielerische Art erfahrbar. Und zwar für alle, auch für Menschen, die klassischer Musik sonst eher nicht begegnen.“
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30
Mrz 22
Tod – was soll das?
Hörspiel von Gesche Piening, mit Musik von Mathis Nitschke
Ursendung am 30. März 2022 um 22.03 Uhr auf DLF Kultur
Sendung am 10. Juni 2022 um 21:03 Uhr im BR auf Bayern 2
Oder zum Nachhören hier: https://www.hoerspielundfeature.de/hoerspiel-ueber-kinder-tod-und-trauer-tot-was-soll-das-sein-100.html
Trauernden Kindern beizustehen ist schwer. Es führt auch die Erwachsenen an emotionale Grenzen, macht hilflos, mitunter sprachlos. Das Hörspiel erzählt von Menschen, die sehr früh mit dem Tod konfrontiert wurden und schnell gelernt haben zu schweigen.
Kinder und Jugendliche gehen von sich aus deutlich unbefangener an das Thema Trauer, Tod und Sterben heran als Erwachsene. Doch ihre konkreten Fragen, eigenwilligen Fantasien und Bewältigungsstrategien lassen ihr Umfeld oft verstummen. So lernen Kinder schnell, dass man über den Tod lieber keine Fragen stellt, will man keine unangenehmen Situationen heraufbeschwören. Der Umgang mit trauernden Menschen hat für uns wenig Selbstverständliches. Nahezu reflexhaft schieben wir die Trauer in den privaten Raum, wohin die Betroffenen sich so lange zurückziehen, bis es „nicht mehr so weh tut“. Diese Erfahrung prägt die Trauernden ein Leben lang. Wer wird einmal bei uns sein? Und wie können wir Menschen, die trauern, beistehen?
MITWIRKENDE
Von Gesche Piening
Regie: die Autorin
mit David Bennent, Patrick Güldenberg, Steffi Kühnert, Martin Rentzsch, Linn Reusse, Katharina Marie Schubert und Jörg Schüttauf
Musik: Mathis Nitschke
Ton und Technik: Thomas Monnerjahn und Eugenie Kleesattel
Regieassistenz: Susann Schütz
Dramaturgie: Barbara Gerland
Produktion: Deutschlandfunk Kultur mit dem Bayerischen Rundfunk 2022
25
Okt 21
Kocheler Zwischenton
Ein schönes Gespräch von Michaela Friedrich mit mir, aus Anlass der Kocheler Musikwerkstatt (12.-14.11.2021).
Der Workshop verbindet die künstlerische Praxis von Musik mit einem gesellschaftspolitischen Diskurs. Dabei geht es um die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz von Komponieren und Musikproduktion heute und nach der Rolle, die dabei digitale Medien im Kontext von Internet, KI und Social-Media-Plattformen spielen. Durchgeführt wird die Musikwerkstatt von der BR-Autorin Michaela Fridrich als Seminarleiterin sowie dem Komponisten, Theatermacher und Multimediakünstler Mathis Nitschke als Artist-in-Residence. Die TeilnehmerInnen können Instrumente oder Laptops mitbringen, auf denen sie ihre eigene Musik oder Sound-Art präsentieren. In Feedback-Runden werden gesellschaftspolitische Bezüge sowohl in den Arbeiten von Mathis Nitschke als auch in den Beispielen von TeilnehmerInnen reflektiert. Mathis Nitschke gibt dabei Einblicke in den Prozess der Entstehung und der Realisierung seiner künstlerischen Projekte. Zudem werden Themen vorgestellt und diskutiert, die musikalische mit gesellschaftspolitischen Aspekten verbinden, wie z.B. Auswirkungen der Digitalisierung, Musik unter ökonomischen Aspekten oder Musik und gesellschaftliche Teilhabe. Begleitet und unterstützt von Seminarleitung und Artist-in-Residence können die TeilnehmerInnen gesellschaftspolitische Dimensionen von Musik praxisorientiert erkunden. In einer Abschlusspräsentation gibt es die Gelegenheit die Ergebnisse vorzustellen, eine Diskussion rundet die Veranstaltung ab. Teil der Kocheler Musikwerkstatt ist darüber hinaus am Samstagabend der Kocheler KulturDiskurs, ein hybrides Diskussionsformat zu Themen des Seminars.
Anmeldung hier: https://www.vollmar-akademie.de/programm/kw/bereich/kursdetails/kurs/21184507/kursname/Kocheler%20Musikwerkstatt/
14
Okt 21
„Bruder Eichmann“ am Schauspiel Köln
Herzliche Einladung zur Premiere und den Vorstellungen des Monologs mit dem überwältigenden JÖRG RATJEN als Adolf Eichmann ab dem 23. Oktober am Schauspiel Köln!
Info und Tickets: https://www.schauspiel.koeln/spielplan/premieren-21-22/bruder-eichmann/
„BRUDER EICHMANN“, von HEINAR KIPPHARDT
REGIE: THOMAS JONIGK
BÜHNE & KOSTÜM: LISA DÄSSLER
MUSIK/SOUND: MATHIS NITSCHKE
DRAMATURGIE: STAWRULA PANAGIOTAKI
»Tod durch den Strang« lautet 1961 in Jerusalem das Urteil gegen Adolf Eichmann, den Planer und Organisator des Holocaust. In einem der meist beachteten Gerichtsprozesse der Nachkriegszeit kommen unerträgliche Details über die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie und deren Täter*innen ans Licht der Weltöffentlichkeit, denn der Angeklagte redet.
Autor und Dramaturg Heinar Kipphardt – neben Peter Weiss und Rolf Hochhuth einer der Hauptvertreter des Dokumentartheaters der 1960er Jahre – destilliert aus über 3.500 Seiten Vernehmungs- und Gerichtsprotokollen einen Theatertext. Das Stück kommt 1983 posthum in München zur Uraufführung. »Ein Prozess hat mit dem Schauspiel gemein, dass beide mit dem Täter beginnen und enden, und nicht mit dem Opfer«, schreibt Hanna Arendt in ihrem Bericht EICHMANN IN JERUSALEM. Diesen Täter, diesen »Bruder« (»Bruder Hitler« – Thomas Mann) rückt Kipphardts Stück in unangenehme Nähe.
Aus den Proben (Video von mir):
9
Sep 21
Bin pleite ohne mich
ein Hörspiel von Gesche Piening, mit Musik von Mathis Nitschke
Ursendung am Freitag, 10.09.2021 um 21:05 Uhr im BR Hörspielartmix (Bayern 2)
und am Sonntag, 29.09.2021 um 22:03 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur
Oder schon jetzt im Hörspielpodcast des BR:
Pleite sein, bankrottgehen, hoch verschuldet leben, Privatinsolvenz anmelden – das sind Bedrohungen, die wir uns lieber nicht so genau ausmalen und schon gar nicht selbst erleben möchten. Aber was, wenn es doch passiert?
In „bin pleite ohne mich“ spricht das erschütterte Selbstwertgefühl jener, denen es eben doch passiert, die Verzweiflung derer, die nicht mehr mithalten können, und die Hoffnung, dass alles einmal wieder so werden wird, wie es einmal war.
Text und Regie: Gesche Piening
Komposition: Mathis Nitschke
Mit: Stephan Bissmeier, Katja Bürkle, Martin Feifel, Julia Gräfner, Raphaela Möst, Andreas Neumann, Murali Perumal, Nina Steils und Cathrin Störmer
Kontrabass: Leonhard Schilde
Schlagzeug: Erik Costa
Ton und Technik: Michael Krogmann, Adele Kurziel
Regieassistenz: Pauline Seiberlich
Dramaturgie: Katja Huber
Produktion: BR/ DKultur 2021
26
Jul 21
Die Insel der Götter
schöne Grüße aus Neubrandenburg. Zusammen mit 9 jungen Musiker:innen aus Rumänien, Litauen, Ägypten, Österreich, Luxemburg und Deutschland, allesamt an der Schwelle zwischen gewonnenen Wettbewerben und professioneller Laufbahn, erarbeite ich ein für das Publikum sehr nahbares Konzert, das wir am
Samstag 31.7.2021 um 11:30
auf dem Detect Classic Festival in Neubrandenburg
auf dem Gelände des Flughafens Trollenhagen spielen werden. Die Idee des Musikfestivals ist so sympathisch wie grandios:
“An einem Wochenende im Sommer landen wir mitten im Sound eines Sinfonieorchesters, genießen Livemusik und heben bei Nacht im Licht und Nebel elektronischer Musik ab. Wir erforschen Klassik und Ambient, Elektronisches und Zeitgenössisches, Avantgarde, Beats, Rhythmus, Raumakustik und verwischen Grenzen zwischen Club und Konzerthaus.”
EMCY
Die Initiative für unser Konzertprojekt, mit dem wir auf dem Festival zu Gast sein werden, stammt von der European Union of Music Competitions for Youth EMCY. Die trägt bereits seit über 50 Jahren europaweit nicht nur Wettbewerbe aus, sondern vernetzt deren junge Absolventen miteinander und ermöglicht ihnen in besonderen Projekten neue Perspektiven auf das Musizieren und Auftreten.
Für mich bedeutet dieses Projekt mein Debut als Konzertdesigner, wobei ich von Anfang an einen kollaborativen Ansatz gewählt habe. In mehreren Online Calls seit April haben wir verschiedene Techniken aus dem Design Thinking dazu genutzt, gemeinsam nicht nur ein Konzertprogramm sondern auch eine Inszenierungsweise zu entwickeln, in dem jeder Einzelne seinen eigenen Beitrag – und damit sich selbst – wiederfinden kann.
Flughafen Trollenhagen
Wir nutzen die Lounge auf dem Festivalgelände, ein offenes Tipi ausgestattet mit Hängematten und Couches, um eine Atmosphäre des entspannten Entdeckens und Lauschens zu ermöglichen. Es gibt keine zentrale Bühne, sondern die Musiker:innen in variablen Besetzungen werden an immer neuen Orten innerhalb und außerhalb des Publikums auftauchen.
Titelgebend für das Konzert ist unser Hauptwerk “Pulau Dewata” von Claude Vivier, auf deutsch “Die Insel der Götter”. Inspiriert von balinesischer Gamelanmusik ist das Stück ohne vorbestimmte Orchestrierung komponiert. Ich widerstehe meinem Impuls, ein Arrangement zu erstellen und vertraue auch hier dem Kollektiv: in den nächsten Tagen werden wir die Orchestrierung gemeinsam entwickeln.
Real-World Music
Neben Vivier spielen wir “Reflektiert” von Manuela Kerer, ein Stück, dass direkt klanglich auf das Publikum reagiert und dadurch die Zuhörer:innen in das musikalische Geschehen aktiv mit hineinnimmt. Ich nutze die Gunst der Stunde und betreibe jeden Morgen vor der Probe mit der Gruppe “Ear Cleaning”, mit Hörübungen von R. Murray Schafer.
Der Bogen des Konzerts spannt sich von Violinduetten von Luciano Berio über die bulgarische Racheniza bis hin zu Musical; immer überraschend, berührend, inspirierend.
Die Seele berühren hat Zukunft!
Eine meiner prägnantesten Erinnerungen aus jungen Jahren ist dieser Satz aus einem Gespräch mit einem russischen Physiker abends bei einem Bier zu viel. So blöd dessen Satz genaugenommen ist, so oft kommt er mir allerdings immer wieder in den Sinn. Vor allem an solchen Tagen wie heute, an denen ich begeisterte junge Musiker:innen live(!) spielen höre und ich Gänsehaut dabei bekomme.
Ist schon wieder lange her, dass ich das erlebt habe.
Wir alle schauen bereits jetzt mit Sorge auf den bevorstehenden Herbst und damit auf eine weitere Zukunft, in der keine Seelen berührt werden. Ich möchte mich deshalb dem Appell des Münchner Kammerorchesters anschließen:
“Wir alle können gemeinsam dazu beitragen, dass der Konzertbetrieb möglichst ohne Einschränkungen stattfinden kann. Appelle an die Politik allein werden nicht reichen. Wenn sich möglichst viele von uns impfen lassen, erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, dass das Pandemie-Geschehen beherrschbar wird – und zugleich die Chance auf die erfüllten und bereichernden Konzerte, die wir uns alle wünschen.”
Und mein nächster Newsletter wird auch wieder kürzer, versprochen.
Herzliche Grüße,
Mathis Nitschke
P.S.: Sehen und hören Sie hier Maxim Tzekov und Arthur Possig bei der ersten Anspielprobe für die Racheniza: https://vimeo.com/579183629/c927b831cf