IN KÜRZE
Mathis Nitschke ist ein Künstler, der zwischen den Disziplinen arbeitet. Er kombiniert seine Studien der klassischen Gitarre, bildenden Kunst und Musikkomposition mit Theater und Oper, sowie seit einigen Jahren auch Coding. In Zusammenarbeit mit Künstlern aus den unterschiedlichsten Disziplinen versucht Nitschke, dem zeitgenössischen Musiktheater ein neues Gesicht zu geben.
Sein sehr vielfältiges Schaffen wurde bisher in Galerien wie dem Huis Marseille, Amsterdam oder Storage by Hyundai Card, Seoul, Kinos und Festivals wie dem Locarno Film Festival, Theatern wie den Münchner Kammerspielen oder dem Thalia Theater Hamburg und Opernhäusern wie der Nationaloper Montpellier präsentiert. In seinen Eigenproduktionen als komponierender Regisseur sucht er gerne nach versteckten oder öffentlichen Orten, die er – so wie sie sind – in Theaterbühnen verwandelt.
Viele von Nitschkes künstlerischen Arbeiten reflektieren über die Vorgänge des Schaffens und Hörens von Musik. In seinen Musikkompositionen und -produktionen startet er oft mit improvisierten oder halb-improvisierten Performances von Musikern aus Fleisch und Blut, um nicht nur ihre Töne sondern auch ihre Persönlichkeit einzufangen. Bei der Weiterverarbeitung geht er gerne experimentell vor und ist Vorreiter bei neuen Technologien.
Als Film- und Theaterkomponist genießt er das Vertrauen einiger der wichtigsten Künstler, Literaten und Regisseure unserer Zeit. Gleichzeitig entwickelt er seinen ganz eigenen Zugriff auf Musiktheater, Digitalität und Kunst im öffentlichen Raum in selbst produzierten Werken, die von öffentlichen und privaten Institutionen gefördert werden.
In seinen Zusammenarbeiten mit Institutionen, wie z.B. den Münchner Philharmonikern oder ECM Records, lotet er den spannenden Grenzbereich zur Kunstvermittlung aus: Den Akt des Musikhörens interpretiert er künstlerisch.
Mathis Nitschke gründete 2015 die Sofilab, ein Münchner Sonic Design Studio und Innovationslabor, das an der Schnittstelle von Kunst, Industrie und Technologie arbeitet.
AUSBILDUNG
Nach Anfängen auf der klassischen Gitarre und am Mischpult studierte Mathis Nitschke bildende Kunst, bevor er seine Studien am Königlichen Konservatorium Den Haag bei Gilius van Bergeijk, Richard Ayres und Clarence Barlow als Musikkomponist abschloss.
Vorlesungen und Seminare u.a. bei Heiner Goebbels, DJ Spooky, Jean-Luc Nancy, Michel Houellebecq, Mike Figgis, Peter Greenaway und The Brothers Quay während seines Postgraduiertenstudiums der Medien und Kommunikation an der European Graduate School (EGS), Saas-Fee, flankierten seine Ausbildung.
Auf diesem Weg entwickelte er eine stark konzeptuelle Herangehensweise. Er kreiert Opern und Musiktheater, Installationen, Filme und Konzerte, die weltweit in Theatern, Galerien und Festivals gezeigt werden.
MUSIKTHEATER
In Nitschkes Arbeiten als Theatermacher betrachtet der Zuschauer nicht nur, er wird auch selbst betrachtet und nimmt an der theatralen Situation teil. In der Musiktheater-Trilogie im öffentlichen Raum VIOLA / KATHARINA / ISOLDE (2015/16/19) sitzt das Publikum in Schaufenstern und schaut dem Geschehen auf dem Platz davor zu. Gleichzeitig wird es selbst im Schaufenster ausgestellt und von den Passanten auf der Straße betrachtet.
Smartphones und Kopfhörer als bestimmendes Merkmal des heutigen öffentlichen Lebens miteinbeziehend, konzipierte Mathis Nitschke an der Münchner Isar einen interaktiven Hörparcour für Spaziergänger: VERGEHEN (2017), eine Oper, die man sich erläuft. Sie lässt die reale Welt mit der Virtualität in klingende Interaktion treten. In der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Deutsche Bühne“ 2017 wurde VERGEHEN als bester Beitrag in der Kategorie Bühne/Raum/Kostüm nominiert.
Im Oktober 2017 wurde MAYA uraufgeführt, eine Mixed-Reality-Techno-Oper, in deren Zentrum grundlegende Fragen des Posthumanismus verhandelt werden. In der Ruine des Heizkraftwerks Aubing kreierte Nitschke einen virtuellen Parallelkosmos zur physischen Realwelt auf der Grundlage von Sound, Musik, Augmented Reality Technik und digitaler Kunst, in der der Zuschauer sich frei bewegte.
Aus seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Lichtdesigner und Regisseur Urs Schönebaum entstanden die von der Nationaloper Montpellier beauftragten Opern JETZT und HAPPY HAPPY (2012 und 2014). JETZT wurde bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt im Jahr 2013 zur “Uraufführung des Jahres” nominiert.
Derzeit forscht er zusammen mit Experience Designern, KI-Forschern und Theatermachern an der Frage, wie man Lernende Maschinen (= Künstliche Intelligenz) als Musiker oder Figuren im Theater integrieren kann und veröffentlicht dazu unregelmäßig auf https://mlure.art/.
FILM UND SCHAUSPIEL
Mathis Nitschke arbeitet viel in Teams. Für Michel Houellebecq komponierte und produzierte Nitschke 2008 einen groß-orchestralen Score für dessen Debut als Regisseur, der eigenen Verfilmung seines Romans ‘Die Möglichkeit einer Insel’. 2017 komponierte und produzierte er die Filmmusik für Martin Farkas‘ Dokumentarfilm ‚Über Leben in Demmin‘, 2019 für Christoph Boekels Dokumentarfilm „Sog des Krieges – eine Familiengeschichte“.
Nitschke arbeitet regelmäßig an den wichtigen deutschsprachigen Bühnen wie, neben anderen, Münchner Kammerspiele, Thalia Theater Hamburg, Schauspielhaus Zürich, Burg- bzw. Akademietheater Wien und Schauspiel Köln mit Regisseuren wie Luk Perceval, Andreas Kriegenburg, Christof Loy, Thomas Jonigk, Ulrike Arnold, Karin Henkel, Christiane Pohle und anderen. Nitschke hat ein besonderes Interesse an der Zusammenarbeit mit Autoren, bisher mit Jonas Lüscher, Thomas Jonigk, Michel Houellebecq und Ulrike Draesner.
Seine Musik ist oftmals Ergebnis gemeinsamer improvisatorischer Praxis. Er unterhält besondere Arbeitsbeziehungen zu den Sängern Martina Koppelstetter, Sarah Aristidou und Karen Vourc’h sowie, neben anderen, den Musikern Santiago Cimadevilla, Anja Lechner, Goska Isphording, Mathis Mayr, Brice Soniano and Klaus-Peter Werani.
SOFILAB
Mathis Nitschke gründete 2015 die Sofilab, ein Münchner Sonic Design Studio und Innovationslabor, das an der Schnittstelle von Kunst, Industrie und Technologie arbeitet. Sofilab initiiert Projekte und beginnt mit der Forschung zu den Themen digitale Musikpraxis, Medien und Klangkunst, interaktive Kommunikation, industrielles Sounddesign und audiogeführte Anwendungen.
UND DARÜBER HINAUS
Als Klangregisseur sitzt Mathis Nitschke nicht nur am Mischpult der Theater, sondern auch bei Aufführungen zeitgenössischer Musik im Konzertsaal, z.B. bei der Musica Viva Reihe des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. In Solo- und Ensembleprojekten tritt er als performender Elektroniker auf.
Auf Grundlage seiner frühen Erfahrungen in der Werbeproduktion (Hastings Audio, Giesing Team) und der erfolgreichen Tätigkeit in der Filmpostproduktion (Resident Evil, Schwabenkinder, Die Freunde der Freunde) bietet er seine Dienste auch Unternehmen und Agenturen in der Live-Kommunikation an. Dabei entstehen Unternehmensfilme (z.B. für BMW), Sound-Logos (z.B. Airbus Group) oder auch Konzerteinlagen, musikalische Highlights (z.B. Linde Managementkonferenz, BMW Excellence in Sales).
Er hält Seminare und Workshops an verschiedenen deutschen und österreichischen Hochschulen (z.B. Musikhochschule Trossingen, HdpK Berlin und Fachhochschule St. Pölten).
Für die Celemony Software GmbH ist er als Product Manager für Capstan tätig, eine Software für die Tonrestauration, die auf rein digitalem Weg Gleichlaufschwankungen korrigieren kann. Außerdem berät er die Firma für ihre Neuentwicklungen.