Ich komponiere auch mit Bildern. Ich mache Filme, die aus dem Formgefühl eines Musikkomponisten entstammen. Dabei entstehen Künstlerfilme und -videos und Stücke, die FiIm mit Live-Musikern kombinieren. Hier ein paar Beispiele.

 

Sing was du hörst!

Dieses Stück ist dem Spiel ‚Flüsterpost‘ ziemlich ähnlich. Das Original ist eine Gesangsimprovisation von mir, die ich auf Minidisc aufgenommen habe. Diesen Gesang gab ich 13 Freunden und Bekannten auf den Kopfhörer mit dem Auftrag, so exakt wie möglich mitzusingen, was sie da gerade hören. Dabei filmte ich sie mit der Videokamera. Die aus diesen Aufnahmen entstandene Portrait-Reihe wird für den Zuschauer stumm projiziert, während der Gesang der Portraitierten wiederum den Musikern des Ensembles auf den Kopfhörer gegeben wird; – mit dem selben Auftrag, so exakt wie möglich mitzuspielen, was sie gerade hören.

Mit: Mendel Hardeman, Jasna Velickovic, Amos Elmalia, Kaat Hellings, Federico Reuben, Miguel Clerk Perada, Grzegorz Marciniac, Jörg Euteneuer, Juan Sebastian Lach Lau, Duncan Macloud, Clarissa Miller, Dganit Elyakim, Anette Schmid-Burgk, Ophir Ilzetzki

Performances:
17.3.2006 Schlossberghalle Starnberg, Piano Possibile (Premiere Ensemble Version)
25.3.2006 Muffatwerk Club Ampère München, Piano Possibile
21.4.2006 Korzo Theatre Den Haag, Otto Bakker – Cello (Premiere Solo Version)

Flute: David Eschmann, Oboe: Dietrich Schmidt, Clarinet: Heinz Friedl, Trombone: Erwin Gregg, Glockenspiel: Stefan Eblenkamp, Violin: Gertrud Schilde, Cello: Mathis Mayr

 

Leftovers

‚Leftovers‘ besteht aus ‚Übriggebliebenem‘ meiner eigenen Filmarbeit sowie Stücken aus der jüngeren Musikge­schichte. Die Super8 Bilder wurden am Münchner Hauptbahn­hof geschossen. Man sieht Menschen, die warten, gehen, Essen und Zeitungen kaufen oder das Telephon benutzen. Diese Ob­jekte, die die Menschen tragen oder nutzen, werden vom Pro­jektionisten als äquivalente reale Objekte in schattenerzeugen­der Doppe­lung in den Lichtstrahl des Projektors gehalten. Die­ses auf eine kleine Leinwand projizierte kombi­nierte Bild wird von ei­ner Videokamera abgefilmt, deren Bild wiederum über die Köpfe der Mu­siker hinweg auf die Bühnen­rückwand proji­ziert wird. Die Mu­siker doppeln nicht nur mit ihrem musikalischen Spiel in imitierender und verschönender Weise das Geräusch des Super8 Projektors, sondern doppeln auch die Geste, Objekte in den Projektionsstrahl zu halten. Diese Matrix aus Tautologien wird am Ende aufgelöst von einer ironischen Schichtung aus Eine-Tonhöhe-Stücken von Scelsi, Grisey, Berio, Jobim und Ligeti.

Performances:
28.1.2005 Korzo Theatre Den Haag (Premiere)
6.6.2005 Villa Ockenburgh Den Haag

 

Quasi Rublev

‚Quasi Rublev‘ (2006/07) ist ein 50-minütiges Projekt, das von Katarina Glowicka zusammen mit Goska Isphording (Cembalo) und Mathis Nitschke (Video) komponiert wurde. Andrej Tarkovskys lange, metaphorische Einstellungen und seine langsamen Verwandlungen dienten als Inspiration und Ausgangspunkt, insbesondere die Glockengießerszene aus dem Film „Andrei Rublev‘. Glowicka entwickelte dunkel verfremdete glockenartige Klänge aus dem Cembalo mit Elektronik, Nitschke fand seine zeitgenössische Entsprechung der heiligen Glocke am Wiener Prater.

Format: Super8 b/w auf DVD

Das Projekt wurde mithilfe des Performing Funds Netherland und des Arts Counsil of Northern Ireland realistert und am 26.9.2007 am Sonic Arts Research Centre in Belfast zur Uraufführung gebracht.

 

Timestretching

Ein Künstler wird auf einem Ruderboot interviewt. Er versucht, die Gründe zu erklären, warum er die Fotos seiner letzten Ausstellung so gemacht hat, wie sie sind. Seine Bemühungen auf der Suche nach den richtigen Worten werden durch den Wind, die Wellen, das Vogelgezwitscher und die knarrenden Paddel des Bootes gestört. An dem Punkt, an dem der Künstler auf die größte Schwierigkeit stößt, das, was er sagen will, auszudrücken, gipfelt ein Choral aus gestreckten Cello-Klängen, die sich langsam aufgebaut haben und seine Stimme übertönen. Das Ohr hört auf, auf den Inhalt der Wörter zu achten, und hört von nun an lieber alle Geräusche und Gesprächsreste als Musik. Am Ende bleibt nur das Geräusch der Paddel, der Wellen und der Vögel.

Der Timestretching-Algorithmus des Samplitude-Audio-Editing-Suite erzeugt bei wiederholter Verwendung mit extremen Parametern künstliche Obertöne und einen wackeligen, glasartigen Klang, den ich in diesem Stück zu meinem eigenen Vorteil einsetzte. Ich nahm Fragmente aus eigens für diesen Anlass aufgenommenen Improvisationen und dehnte sie auf das 32-fache ihrer ursprünglichen Länge aus. Die Ergebnisse sind in einer Choralstruktur gegliedert, um eine Musik zu erreichen, die bewusst an die Werke György Ligetis aus den 1960er Jahren erinnert.

Musik erstellt 2000, Video 2018
mit Niklas Nitschke und Alu Walter
Cello: Mathis Mayr

 

All about me

Der KurzfIlm ‚All about me‘ entstand als Reaktion auf Filme wie ‚Baise-moi‘, die mich dazu inspirierten, eine Art radikalen Subjektivismus zu versuchen. Was ich spannend an diesen fiktiven Ich-Erzählungen finde, ist, daß man nie so recht weiß, ob das nun vielleicht doch autobiographisch ist.

‚All about me‘ handelt von Schuldgefühlen beim Verlangen nach pornografischen Bildern und dem vergeblichen Versuch, dieses Verlangen durch gezielte Übersättigung wieder einzudämmen. Der Film nähert sich dem Thema über poetische Episoden aus dem Leben eines Apfels an. Der Apfel wird aus dem Meer geboren, verspeist, gehandelt und maschinell verarbeitet bis er am Schluß in den Himmel fliegt. Durch die verwendeten Techniken der Einzelbildanimation und einfachen Tricks auf Super8 entsteht eine nostalgische Anmutung, die die entwaffnende Subjektivität des Autors poetisch abfängt und gleichzeitig unterstützt.

Länge: 19 minutes

Sprache: Englisch

Format: Super8 (Beaulieu 4008ZMII, Nizo 4080 und Eumig Nautica auf Kodachrome und Vision 500T (Kerzenlichtszene). Transfer ist DIY.

Entstehung: 2004-2005

Es gibt ein paar sexuell explizite Bilder in diesem Film, die definitiv nicht mehr den ursprünglich ihnen zugedachten Zweck erfüllen. Trotzdem ist der Film nicht für Kinder oder Leute empfohlen, die sich an solchen Bildern stoßen. Deswegen gibt es hier nur den Trailer. Wer sich für den kompletten Film interessiert, bekommt auf Anfrage einen passwortgeschützten Link zugeschickt.

Premiere: 3. Juni 2006, Fotografiemuseum Huis Marseille, Amsterdam

Was andere dazu sagen:

„Your animations work. …you bring us to so many different places…“ (The Brothers Quay)

„its power relied on a kind of confessional intimacy that was honest but unasked for – it was if you were telling us something in order to convince yourself .“ (Antony Gormley)