Ich nenne MAYA eine Oper, weil sie aus dem Geist der Oper geboren wurde. Das Flüchten in eine parallele Kunstwelt, die Überwältigungsstrategien in der Musik, die Sehnsucht nach Erlösung: darin sehe ich Parallelen zur Techno-Bewegung der frühen 90er Jahre. In der Ruine des Heizkraftwerks Aubing haben damals (noch vor Ultraschall und Riem) die ersten Münchner Raves stattgefunden, lange bevor die Kommerzialisierung den ursprünglichen Geist des Tekkno kaputt gemacht hat.

MAYA ist also eine Reflektion über Techno und Oper. Zur Essenz kondensiert findet man die im Schaffen des Londoner Pianisten Leon Michener aka Klavikon. Er spielt Techno am präparierten Klavier – ohne Sequencer, ohne Synthesizer, ohne Sampler – und verwandelt sich dabei selber in die Maschine, die den Beat unaufhörlich vorantreibt. In diesem Video gibt er einen Einblick darin, wie er das macht:

 

Ich bin sehr glücklich, ihn für das Projekt MAYA gewonnen zu haben. Seine Musik und Herangehensweise bilden einen Kern des Abends.

Neben Klavikon erklingen Sounds und Loops vom in Los Angeles lebenden und wirkenden Synth Programmer und Filmkomponisten Jörg Hüttner und dem Sound und Musik Designer Björn Eichelbaum.

Der in München lebende Musiker Anton Kaun aka Rumpeln ist einer der profiliertesten Vertreter der internationalen Noise Szene. Seine besondere Spezialität sind alte Kinderspielzeuge, aus denen er die wunderbarsten krachenden, rauschenden, rumpelnden und vor allem lauten Geräusche destilliert. Eine musikalische Ruine, hören Sie doch mal rein:

https://rumpeln.bandcamp.com/album/decay-of-aggression-2016

Die Zusammenarbeit mit allen Vieren verläuft so, dass sie entweder zu einer von mir komponierten Strecke passende Sounds basteln oder ich deren Gaben sample und remixe und daraus die Musik forme.

Die Figur der Maya wird verkörpert von der Sängerin Martina Koppelstetter. Sie ist nicht nur eine wunderbare Altistin, sondern auch eine großartige Schauspielerin. Sie wird in MAYA nicht nur singen, sondern auch sprechen, tanzen, schlafen, sich bewegen, schreien, sich aufregen, verstummen, schnarchen … kurz: alle Möglichkeiten des spielerischen Ausdrucks nutzen.Sehen Sie Martina Koppelstetter hier in der Figur der VIOLA (mehr dazu hier: https://mathis-nitschke.com/viola/)

 

Während des Stücks wird sie immer wieder gerufen von einem Chor der Wesen aus der digitalen Welt, aufgenommen von den 16- und 17-jährigen Sängerinnen Michelle Friedrich und Miriam Hampe. Stimmen aus dem Zwischenreich zwischen Kindheit und Erwachsensein.

Auf den Öfen sitzen (wie oben im Foto erkennbar) die Musiker des Streichtrio TrioCoriolis. Sie begleiten nicht nur als Orchester die Sängerin, sondern spielen jeweils ein Solo als Zwischenspiel. Neben Domenico Gabriellis „Ricercare Nr.7“ für Cello solo hören Sie die Eigenkomposition des Bratschers KP Werani „3. Raum“.

Als wichtige Inspiration für die Technobewegung wird häufig die Minimal Music genannt. Als Referenz dazu erklingt an zentraler Stelle Steve Reich’s ikonisches Stück „Violin Phase“ für Violine solo mit Zuspielungen. In einer Choreographie von Anna Teresa De Keersmaeker können Sie das Stück hier hören/sehen:

Mehr über MAYA: >>>