Ständige Bewegung, Vorwärtskommen, horizontale Entwicklung: Das sind Attribute der Musik von ECM Records, auf die Gründer Manfred Eicher besonders stolz ist. Dieses horizontale Denken unterscheidet seine Produktionen von einem großen Teil der heutigen Musik, der eher vertikal zu verstehen ist, Zustand für Zustand.
Das audiovisuelle Stück „Flow“ von Lars Ullrich und Mathis Nitschke für die Ausstellung RE:ECM im Storage by Hyundai Card in Seoul, 2019, lässt den Besucher dieses horizontale Denken erleben, indem es den Besucher in eine Visualisierung der inneren Bewegung der aktuell spielenden Musik einbezieht.
Auf dem Bildschirm erzeugen so genannte Partikelsysteme einen kontinuierlichen Strom von 3D-Objekten in verschiedenen Formen. Die Auswahl der Formen, ihr Impuls, ihre Verteilung und ihre Bewegungsgeschwindigkeit erfolgen auf der Grundlage einer physikalischen 3D-Engine, deren Parameter automatisch auf die aktuell gespielte Musik abgestimmt werden. Durch die Schaffung einer abstrakten Landschaft aus der Musik kann der Besucher ihre fließende Dynamik erforschen und Teil ihres organischen Verhaltens sein: Der Zuhörer wird in die Musik hineingezogen.
Sieben sich wiederholende Visualisierungsstile werden auf neun sich wiederholende Musiktitel angewendet. So können Sie im Laufe der Zeit sehen, wie jeder Visualisierungsstil auf jeden Musiktitel reagiert.
Die Auswahl der Musiktitel repräsentiert die Vielfalt und den Kontrast des ECM-Katalogs. Neben historischen Meilensteinaufnahmen wie denen mit Bennie Maupin, Paul Bley oder Arvo Pärt werden auch neuere Stücke ausgewählt. Ebenfalls hier zu erleben ist eine Aufnahme von Bruno Ganz mit einem Gedicht von Friedrich Hölderlin, das eine interessante Radikalisierung der horizontalen Entwicklungsidee markiert: Auch in der Sprache findet man die musikalische Vorwärtsbewegung.