Wertlos. Ortlos. Katharina hat alles verloren: den Liebhaber, den Job, die Wohnung. Sie kämpft gegen das Vergessenwerden an und entwickelt darüber extreme, gehässige Energien. Das geschäftige Treiben auf der Münchner Freiheit dient als Bühne für eine Kunstfigur, die im Begriff ist, die normativen Grenzen gesellschaftlichen Verhaltens endgültig zu überschreiten.
Katharina
eine Operninstallation im öffentlichen Raum von Mathis Nitschke
Libretto: Thomas Jonigk, Darstellerin: Martina Koppelstetter
Cembaloaufnahme: Goska Isphording
Das Reisebüro – ein Ort der Sehnsucht in die Ferne – verwandelt sich durch den musik-theatralen Eingriff in eine Zone des geschärften Blicks auf das Hier und Jetzt. Per Kopfhörer schlüpft man in Katharinas Kopf, in die Hörperspektive der Protagonistin draußen auf dem Platz. Gleichzeitig wird man als Objekt im Schaufenster selbst Teil der Installation.
Musikalisch übernimmt KATHARINA Teile aus Henry Purcells Oper ‚Dido & Aeneas‘ und remixed sie mit Drum’n’Bass Elementen und einem Cembalo, das die Entwicklung der Figur kontinuierlich begleitet: statt an gebrochenem Herzen zu sterben wie Purcells Dido, verwandelt sich hier Katharina zur Furie.
Formal setzt KATHARINA an VIOLA an, eine Arbeit, die im Juli 2015 im Rahmen von pasingby in der Bahnhofapotheke Pasing entstanden ist. Inhaltlich ist KATHARINA jedoch eine Neuentwicklung. Während die Schmerz gewordene Figur der Viola aus den etwas trostlosen Pasinger Gegebenheiten geboren wurde, reagiert die Figur der Katharina auf die auf Wettbewerb und Verdrängung ausgerichtete Situation des bürgerlichen Schwabings an der Nahtstelle zu den Außenbezirken.
14. – 17. September 2016 (10 Vorstellungen) @ DER Reisebüro, Münchner Freiheit 6
Im Rahmen von „München – dezentral“: ein öffentlicher Kunstwettbewerb im Rahmen des Konzepts „Freie Kunst im öffentlichen Raum“ des Kulturreferats der Landeshauptstadt München.
Foto: Mathis Nitschke, Grafik: Anja Gerscher
Künstlergespräch zu Katharina auf Vimeo >>>
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Der Vorläufer zu KATHARINA fand im Juli 2015 am Pasinger Bahnhofplatz statt: VIOLA >>
Als Beispiel meiner Opern für die klassische Bühne: HAPPY HAPPY >>