23

Mai 23

1 qm angehaltene Zeit in der Süddeutschen Zeitung

Selten so schöne Zeilen über meine Arbeit gelesen:

„Was inmitten des Klosterbauhofs von außen ein bisschen an aufgehübschte Wahlkabinen erinnert, birgt in seinem jeweiligen Inneren einen „Quadratmeter angehaltene Zeit“. Der Künstler Mathis Nitschke hat in die glatten weißen Holzwände Lautsprecher eingebaut, die jenen, die den Weg in diese Kammern hinein gehen, nach ihrer Ankunft noch etwas Schweigen gönnen, bevor sie aus dem Nichts heraus ein Klang umfängt. Die Viertelnote eines Geräusches dehnt die Technik dabei auf ein Vielfaches an Dauer und ein Unfassbares an Klang aus.

Wir können hingehen in unserer Welt, wohin wir wollen: So, wie auf diesem engen, umarmenden Raum werden wir nirgendwo sonst hören und spüren, wie veränderlich die Wirkung von Geräuschen ist, wenn ihnen ihr Kontext entrissen wird. Das ist aufregend und aufwühlend, zumal man bei jedem Besuch neu und anders empfindet. Und sich die zweidimensionale Maßeinheit Quadratmeter recht fix in eine dritte Dimension Raum und eine vierte Dimension Zeit erweitert. Man verlässt den Ort des Geschehens mit dem Wunsch nach ganz eigenen, liebgewonnenen Geräuschen, die sich in Ewigkeit ausdehnen. Pfeifend schlendert man übers nächtliche Pflaster nach Hause und träumt dort von Arkadien.“

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebersberg/ebersberg-kunstverein-arkadien-festival-1.5874901

 

8

Mai 23

1 qm angehaltene Zeit. Bald in Ebersberg

bereits zum dritten Mal veranstaltet der Ebersberger Kunstverein (bei München) ab 19.Mai das ARKADIEN-Festival! Das Thema der dritten Ausgabe „Schöne Neue Welt“ ist ein Verweis auf Aldous Huxleys gleichnamigen Roman, der eine dystopische Zukunft entwirft, wie sie in den Augen mancher mehr und mehr Realität wird.

Ich bin mit meiner Auftragsarbeit „1 qm angehaltene Zeit“ vertreten: Geschlossene Kammern von 1 qm Grundfläche stehen mitten im Stadtraum und laden zum Hören ein. Extrem kurze Klänge werden maximal verlängert: aus den Sekundenbruchteilen eines Schusses wird eine 10-minütige Musik. Die Überraschung eines Fausthiebs verwandelt sich zur tröstenden Elegie. Aus dem  Moment einer Explosion entsteht ein orchestraler Zustand Wagnerschen Ausmaßes.

http://arkadienfestival.embassy-of-arcadia.eu/

29

Okt. 22

„Wenn wir einander ausreichend gequält haben“ (Martin Crimp) am Schauspiel Köln

Über die gestrige Premiere schreibt Die deutsche Bühne: „Mit moderat eingesetzten Lichtstimmungen (Licht: Michael Gööck) und Soundteppichen (Mathis Nitschke) entstehen hier Bilder und Szenen, die an schön-beklemmende Atmosphären in Filmen von David Lynch erinnern. Während die Frau ins Hochzeitskleid gezwängt wird, erzählt sie von einem gewaltvollen Traum von Flucht und einem Gewaltakt gegen ein Tier. Thomas Jonigks überzeugende deutschsprachige Erstaufführungsinszenierung erschafft insgesamt die Welt eines Alptraums, in dem nichts eindeutig ist und doch schmerzhafte Themen packend durchgespielt werden.“

Besuchen Sie die Vorstellungen am Schauspiel Köln!

17

Okt. 22

Hopium Machina Vision auf der Pariser Mondial d’Auto 2022

Für dieses wasserstoffbetriebene High-End-Fahrzeug entwickelte ich ein informationsgesteuertes Soundkonzept für die Benutzeroberfläche und eine immersive Soundinstallation für den Messestand auf der Pariser Mondial d’Auto 2022, wo die Enthüllung dieses innovativen Fahrzeugs für großes Aufsehen sorgte.

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25

Juli 22

Vortrag/Workshop „Wie finden wir eine gemeinsame Sprache?“

Auf Einladung der Koordinierungsstelle Freie Kunst-Szene des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst zu einem Workshop über das Thema Interdisziplinäres Arbeiten zwischen Kunst, Forschung und Wissenschaft sprach ich über meine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den verschiedensten Genres:

2

Juli 22

Der bisher prominenteste Betatester der Planeten App

Als letztes Wochenende der Dirigent Krzysztof Urbański bei den Münchner Philharmonikern zu Gast war (das erste Mal seit seinem Dirigat der in meiner App verwendeten Konzertaufnahme der “Planeten” (Gustav Holst) im Februar 2020), durfte ich ihm die Planeten App zeigen.

Was soll ich sagen. Er war tief beeindruckt und hat sich so viel Zeit genommen, dass er fast den Beginn seines darauffolgenden Konzerts verpasst hätte. Aber das Orchester fängt ja nicht ohne ihn an.

Die Intimität des Klangs aus dem Inneren des Orchesters heraus und die Möglichkeit, sich im Orchesterklang zu bewegen, waren für ihn eine ganz neue, aufregende Erfahrungen.

Auch der Intendant der Münchner Philharmoniker, Paul Müller, war bei dem Termin dabei und zeigte sich überrascht und beeindruckt, wie stark ihn das Erlebnis nach der anfänglichen Technikpanik in den Bann gezogen hat.

Für mich war die Begegnung eine sehr wichtige Bestätigung meiner These, dass man Smartphones und Kopfhörer dazu nutzen kann, wertvolle neuartige Musikerlebnisse aufzuschließen. Tatsächlich erlebt man hier ein komplettes symphonisches Werk in seinem “abendfüllenden” Bogen. Eine Weltpremiere in einer technikbegeisterten Szene, die bisher kaum über zwar interessante und neugierig machende, aber kurze Häppchen hinauskommt.

Warum schrieb ich nun oben, dass Urbański der bisher prominenteste Betatester war? Weil seit dem gestern veröffentlichten Update Die Planeten nicht nur mit deutscher Erzählung sondern auch in englischer Sprache zu erleben sind. Beide Sprachversion wurden vom großartigen Kölner Schauspieler Stefko Hanushevsky eingesprochen.

Zusätzlich zur weiteren Sprache sind noch deutlich mehr Orte hinzugekommen, in denen Die Planeten erlebt werden können, in Deutschland neben München z.B. in Berlin, Augsburg, Ingolstadt, Nürnberg, Köln oder Hamburg. International findet man nun Lokalisierungen z.B. in London, Amsterdam, New York, San Francisco und viele weitere.

Schauen Sie doch auf die Karte auf der Projektwebseite, dort sind alle aktuellen Orte eingetragen. Und der Plan ist, dass noch viele hinzukommen. Geben Sie gerne bescheid, wenn Sie eine Lokalisierung in Ihrer Nähe vermissen!

https://dieplaneten.app/

1

Juni 22

Warum digitale Musikvermittlung eine gute Idee ist

Rita Argauer schreibt heute aus Anlass der „Planeten“ App auf br-klassik.de:

„Bleibt die Frage: Kann eine App das Konzerterlebnis ersetzen? Wohl nicht. Klassik klingt live immer noch am allerbesten. Das wird sich wohl auch so bald nicht ändern. Doch aus einem Vermittlungsgedanken heraus gedacht: Eine solche Art der musikästhetischen Erfahrung ist viel wert. Denn hier wird Klassik nicht trocken oder edukativ erklärt. In der „Planeten“-App wird Musik niederschwellig, gut klingend und auf technisch faszinierende und ebenso spielerische Art erfahrbar. Und zwar für alle, auch für Menschen, die klassischer Musik sonst eher nicht begegnen.“

Lesen Sie den ganzen Artikel hier >>>

Zur Projektwebseite geht’s hier >>>

30

März 22

Tod – was soll das?

Hörspiel von Gesche Piening, mit Musik von Mathis Nitschke

Ursendung am 30. März 2022 um 22.03 Uhr auf DLF Kultur

Sendung am 10. Juni 2022 um 21:03 Uhr im BR auf Bayern 2

Oder zum Nachhören hier: https://www.hoerspielundfeature.de/hoerspiel-ueber-kinder-tod-und-trauer-tot-was-soll-das-sein-100.html

Trauernden Kindern beizustehen ist schwer. Es führt auch die Erwachsenen an emotionale Grenzen, macht hilflos, mitunter sprachlos. Das Hörspiel erzählt von Menschen, die sehr früh mit dem Tod konfrontiert wurden und schnell gelernt haben zu schweigen.

Kinder und Jugendliche gehen von sich aus deutlich unbefangener an das Thema Trauer, Tod und Sterben heran als Erwachsene. Doch ihre konkreten Fragen, eigenwilligen Fantasien und Bewältigungsstrategien lassen ihr Umfeld oft verstummen. So lernen Kinder schnell, dass man über den Tod lieber keine Fragen stellt, will man keine unangenehmen Situationen heraufbeschwören. Der Umgang mit trauernden Menschen hat für uns wenig Selbstverständliches. Nahezu reflexhaft schieben wir die Trauer in den privaten Raum, wohin die Betroffenen sich so lange zurückziehen, bis es „nicht mehr so weh tut“. Diese Erfahrung prägt die Trauernden ein Leben lang. Wer wird einmal bei uns sein? Und wie können wir Menschen, die trauern, beistehen?

MITWIRKENDE

Von Gesche Piening
Regie: die Autorin

mit David Bennent, Patrick Güldenberg, Steffi Kühnert, Martin Rentzsch, Linn Reusse, Katharina Marie Schubert und Jörg Schüttauf

Musik: Mathis Nitschke
Ton und Technik: Thomas Monnerjahn und Eugenie Kleesattel
Regieassistenz: Susann Schütz
Dramaturgie: Barbara Gerland
Produktion: Deutschlandfunk Kultur mit dem Bayerischen Rundfunk 2022

25

Okt. 21

Kocheler Zwischenton

Ein schönes Gespräch von Michaela Friedrich mit mir, aus Anlass der Kocheler Musikwerkstatt (12.-14.11.2021).

Der Workshop verbindet die künstlerische Praxis von Musik mit einem gesellschaftspolitischen Diskurs. Dabei geht es um die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz von Komponieren und Musikproduktion heute und nach der Rolle, die dabei digitale Medien im Kontext von Internet, KI und Social-Media-Plattformen spielen. Durchgeführt wird die Musikwerkstatt von der BR-Autorin Michaela Fridrich als Seminarleiterin sowie dem Komponisten, Theatermacher und Multimediakünstler Mathis Nitschke als Artist-in-Residence. Die TeilnehmerInnen können Instrumente oder Laptops mitbringen, auf denen sie ihre eigene Musik oder Sound-Art präsentieren. In Feedback-Runden werden gesellschaftspolitische Bezüge sowohl in den Arbeiten von Mathis Nitschke als auch in den Beispielen von TeilnehmerInnen reflektiert. Mathis Nitschke gibt dabei Einblicke in den Prozess der Entstehung und der Realisierung seiner künstlerischen Projekte. Zudem werden Themen vorgestellt und diskutiert, die musikalische mit gesellschaftspolitischen Aspekten verbinden, wie z.B. Auswirkungen der Digitalisierung, Musik unter ökonomischen Aspekten oder Musik und gesellschaftliche Teilhabe. Begleitet und unterstützt von Seminarleitung und Artist-in-Residence können die TeilnehmerInnen gesellschaftspolitische Dimensionen von Musik praxisorientiert erkunden. In einer Abschlusspräsentation gibt es die Gelegenheit die Ergebnisse vorzustellen, eine Diskussion rundet die Veranstaltung ab. Teil der Kocheler Musikwerkstatt ist darüber hinaus am Samstagabend der Kocheler KulturDiskurs, ein hybrides Diskussionsformat zu Themen des Seminars.

Anmeldung hier: https://www.vollmar-akademie.de/programm/kw/bereich/kursdetails/kurs/21184507/kursname/Kocheler%20Musikwerkstatt/

14

Okt. 21

„Bruder Eichmann“ am Schauspiel Köln

Herzliche Einladung zur Premiere und den Vorstellungen des Monologs mit dem überwältigenden JÖRG RATJEN als Adolf Eichmann ab dem 23. Oktober am Schauspiel Köln!

Info und Tickets: https://www.schauspiel.koeln/spielplan/premieren-21-22/bruder-eichmann/

„BRUDER EICHMANN“, von HEINAR KIPPHARDT

REGIE: THOMAS JONIGK
BÜHNE & KOSTÜM: LISA DÄSSLER
MUSIK/SOUND: MATHIS NITSCHKE
DRAMATURGIE: STAWRULA PANAGIOTAKI

»Tod durch den Strang« lautet 1961 in Jerusalem das Urteil gegen Adolf Eichmann, den Planer und Organisator des Holocaust. In einem der meist beachteten Gerichtsprozesse der Nachkriegszeit kommen unerträgliche Details über die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie und deren Täter*innen ans Licht der Weltöffentlichkeit, denn der Angeklagte redet.

Autor und Dramaturg Heinar Kipphardt – neben Peter Weiss und Rolf Hochhuth einer der Hauptvertreter des Dokumentartheaters der 1960er Jahre – destilliert aus über 3.500 Seiten Vernehmungs- und Gerichtsprotokollen einen Theatertext. Das Stück kommt 1983 posthum in München zur Uraufführung. »Ein Prozess hat mit dem Schauspiel gemein, dass beide mit dem Täter beginnen und enden, und nicht mit dem Opfer«, schreibt Hanna Arendt in ihrem Bericht EICHMANN IN JERUSALEM. Diesen Täter, diesen »Bruder« (»Bruder Hitler« – Thomas Mann) rückt Kipphardts Stück in unangenehme Nähe.

Aus den Proben (Video von mir):